Mensch Sorbas, Du großer Grieche – was ist bloß mit Deinem Land geschehen? Alexandros Stefanidis hat in der SZ sein Land seziert und kam zu den üblichen Ergebnissen Vetternwirtschaft, Korruption, Beamte (jeder vierte Grieche ist Beamter!) und Schwarzarbeit. Alleine Korruption ist schon ein Grund für helle Erregung nicht nur bei Transparency International. Sogar Ghana und Nigeria sind weniger korrupt als Griechenland. Es führt dazu, dass Korruption so normal ist, dass die Griechen dass Wort dafür sogar schon verniedlicht haben: Fakelaki. Das kommt vom griechischen Wort Fakelako und das wiederum steht für Briefumschlag. 1.600,- Euro Schmiergeld zahlt der DURCHSCHNITTLICHE Grieche im Jahr und wehe, er muss ins Krankenhaus. Dann wird es trotz Krankenkasse teuer, denn ohne üppiges Fakelaki keine menschenwürdige Behandlung.
Griechenland
Man kann sich streiten ob Konsequenz oder Ursache des griechischen Niedergangs, das eigentliche Problem – “TO PROBLHMA” -das ist das Problem des fehlenden Gemeinsinns. Gemeinsinn, man denkt bei der Regierungsform des Volkes “Demokratie” (Demos das Volk) doch gleich an Gemeinsinn. Die großen Namen Sokrates, Platon, Aristoteles, Hippokrates, etc – alles Egoisten? Nein, nur eher schon ein paar tausend Jahre tot und deswegen kann man sie wohl kaum für ihre missratenen Nachfolger verantwortlich machen. Stefanidis, frustriert aber noch nicht vollkommen demoralisiert, gibt eine Anekdote preis, die jeden Europäer, vermutlich auch die Türken als Anwärter auf einen Sitz in Brüssel, erschaudern lässt:
“Trotz jährlicher wiederkehrender Waldbrände existiert keine freiwillige Feuerwehr, die den Namen verdient. Und wenn doch, passiert das: 32 Löschfahrzeuge waren sie im vergangenen Sommer, eilten herbei von Thessaloniki, Athen zu retten. Die freiwillige Feuerwehr. Befehlshaber: Nikos Sachinidis, 57 Jahre alt, sechs Herzinfarkte. Sie brausten über die Autobahn, nein, wollten brausen. Hatten aber nicht mit der Maut gerechnet. Jedes Mal bremsen, bezahlen, 32-mal die Schranke hoch und runter, fahren, bremsen, bezahlen. Attika stand da schon in Flammen. “7259,- Euro Mautkosten” rechnet Nikos Sachinidis vor, “und genau fünfeinhalb Stunden Verspätung.” Als die Freiwilligen die Feuerfront erreichten, sahen sie sich von zornigen Bürgern umringt. “Wo wart ihr? Wofür bezahlen wir Euch?” Man verwechselte Sie mit der Berufsfeuerwehr, beschimpfte und schlug sie. Am Ende hatten Sie 98.000 Euro aus eigener Tasche bezahlt. Das Finanzministerium bedauerte: Kein Geld in der Kasse. “Spinnen die?”, fragt Sachinidis.
Ich bin schlicht sprachlosl von dieser Geschichte. Egal was ist, Griechenland ist schon unten: Waldbrandbekämpfung: versagt. Asylpolitik: versagt. Bildungs-, Gesundheits-, Renten-, Steuerpolitik: versagt.”
Wirtschaftlich bringt die griechische Tragödie nicht alleine die Griechen unter Druck, sämtliche europäischen Staatsanleihen werden belastet und endlich hat auch der Euro wieder Grund für einen starken Abwertungsdruck gegenüber dem Dollar. Was auf den ersten Blick positiv für die exportorientierte deutsche Wirtschaft ist, bedeutet trotzdem höhere Zinskosten für uns alle, stärker belastete Staatshaushalten und weiteren Vertrauensverlust in die Politik. Die Wirtschaftswissenschaftlicher sind immer noch uneins darüber, welches Szenario für unsere Währung zu erwarten ist. Nach der klassischen Theorie müsste unsere Wirtschaft in die Inflation tendieren und Raten von über 5% aufweisen. Andere wie Paul Krugman fürchten eher eine dauerhafte Deflation a la Japon. Fakt ist, die klassische Theorie funktioniert in Zeiten von Derivaten und künstlicher Geldmenge Mz nicht mehr – die Notenbanken steuern die Geldmengen nicht, sie werden vom Markt gesteuert. Kommt aber die Inflation in Gang, dann wird Griechenland die Nagelprobe für den Euro: Wird die EZB in der Lage sein, die Zinssätze wieder zu erhöhen, wenn der politische Druck eigentlich die Entwertung seiner Schulden braucht? Wir wissen es alle nicht, noch hat der Euro nie solchen Druck aushalten müssen.
und auf Dauer schleicht sich mehr und mehr das Gespenst der Inflation ein, dass bald wie ein von der Leine gelassener Höllenhund Cerberus durch die Länder rasen wird.