Wer sich nächtlich mit dem Taxi durch die Boulevards von Ho-Chi-Minh-City schlängelt, in dem Wirrwarr von Rollern, Rikschas und Limousinen, der sollte sich einmal auf ein Gespräch über die musikalischen Vorlieben seines sozialistischen Gastlandes einlassen. Neben allerlei lokalen Schlagergrößen, derern romantisches Liedgut mal “Lotus”, mal “Eternal Love” preist, so ist der Einfluß internationaler Künstler verstörend außergewöhnlich. Kein Robbie Williams, keine Britney Spears oder vermutete deutsche Bands a la Rammstein, Kraftwerk. Alles was einem so einfällt, das vielleicht über die eigenen Landesgrenzen hinweg schwappen könnte: Fehlanzeige. Taxifahrer erschlagen einen mit einer blitzartig schnellen Assoziation, wenn es um deutsche Musik geht: Modern Talking! Es ist schon skurril, wenn man als Langnase in einem engen Toyota durch die beleuchtete Großstadt fährt, vietnamesische Lichtreklamen flackern und belebte Großküchen duften, sich das Taxi am neuen Gucci Store vorbeizwängt, man an Ampeln den Duft von 60 Rollern atmet und der Fahrer vergnügt auf”Brother Louie” und “Geronimos Cadillac” einstimmt. Fast hätte ich verdrängt, daß Bohlen/Anders die erfolgreichste deutsche Combo aller Zeiten war und Ihr Allgegenwärtigkeit das heimliche Symbol popkulturellen Einflusses der BRD in den 80ern war. Danach nennt der Fahrer eine weitere Gruppe: Abba. Wohlgemerkt: Danach! Ich aß mit meinen Gastgebern noch französisch im “L’en Tete” zu Abend, dem Überbleibsel französischer Kolonisation und wußte, im Herzen waren wir den Vietnamesen so nah mit unserer Musik, wie die Franzosen der lokalen Küche nie gekommen waren.
Am Ende dieses Tages ein paar Bilder aus HCMC/ Saigon anbei, die ich über den ersten freien Tag hinweg schoss. Dieser fand mit dem Erwerb von 3 authentischen HongKong Rolex-Kopien (Explorer, Submariner Jubilee, Seadweller) für geschickt verhandelte 900.000 Dong und einem Fußballshirt der vietnamesischen Nationalmannschaft für 150.000 Dong einen krönenden Abschluss. Bon soirée