“Und Alltag sieht so aus: Plattenfirma, Band, kleines Büro, Patchwork-Familie, Praktikum und das nächste Projekt kommt bestimmt. “Eigene Lebensmodelle, Kreuz- und Querfinanzierung”, beschreibt das Maurice Summen. Nur dass der Lebensentwurf Bohemien heutzutage unweigerlich dem bundesrepublikanischen Realitätstest unterzogen wird. “Label-Besitzer”, sagt Osburg und muss erst mal lachen, “ist für uns eigentlich ein Ehrenamt. Der Lohn steht in keinem Verhältnis zum Arbeitsaufwand.” Wie um das zu illustrieren, ist Ramin Bijan, drittes Drittel von Die Türen, zum Interview verhindert, weil er mal schnell “eine kleine Schicht im Call-Center” einlegen muss.”
Die Türen, ja, sie dürfen sich sogar schon eine Berliner Superband nennen (what the fuck!), bestehen aus den ehemalas “hoffnungslosen” Vredener/Stadtlohner Mittelstandskindern Maurice Summen und Ramin Bijan, die sich hier nun zum Prekariat bekennen. Ja, auch der Rock braucht Lüge. Hochanzurechnen aber der Verzicht auf die Moral und den Bruch mit Humor – somit werden sie hoffentlich nicht die Lieblingsband auf Juso-Parteitagen in Berlin-Mitte. Die Musik gefällt wohl nicht jedermann, auch mich beschleichen Zweifel welchen Platz so eine Musik in meinem Leben haben kann. Hier noch ein weiterer Ausschnitt aus dem lustigen Artikel im Spiegel, der Rest steht hier.
“(…) Die Türen haben nach zwei hoch gelobten, bisweilen spinnerten Platten aus dem Computer nun erstmals richtig Geld in die Produktion eines Albums investiert. Und das ist gut angelegt: Erstmals haben die Drei, ergänzt von zwei neuen Bandmitgliedern, wie eine klassische Rockband aufgenommen und klingen nun satt und warm, “nicht mehr wie ein kleiner Kutter, sondern wie eine luxuriöse Segelyacht”, findet Summen.(…)”