Gewerkschaften, gerade ist es es die Gewerkschaft der Beamten, sprechen bei Tarifverhandlungen gerne vom “Ende der Bescheidenheit”, wenn sie Ihre hohen Forderungen postulieren. Strikt gemäß dem beliebten Ausspruch: “Bescheidenheit ist eine Zier, aber es geht auch ohne ihr.” Letzlich geht es der Gewerkschaft darum, daß hier eine Gruppe aufhört die befürchtete Vorteilnahme anderer Berufsgruppen wider die Eigene einfach hinzunehmen. Sie äußern damit ein Bauchgefühl der Mitglieder der Gewerkschaften, die ihre Berufsgruppe in Konkurrenz zu anderen sehen. Natürlich steht der Nachweis der berechtigten Benachteiligung aus, es wäre ja auch nicht sinnvoll im Rahmen der eigenen Argumentation. Doch ist es sinnvoll, dieses Ende der Bescheidenheit auch moralisch für sich zu proklamieren? Was ist Bescheidenheit?
Bescheidenheit, auch Genügsamkeit, ist eine Verhaltensweise von Menschen, wenig von etwas für sich zu beanspruchen, selbst dann, wenn die Möglichkeit der Vorteilnahme bestünde; sie bedeutet auch, zugunsten anderer auf etwas zu verzichten. Bescheidenheit als Lebensprinzip entsteht häufig aus der Einsicht, dass alles Übermaß im Leben schädlich ist, gemäß dem altgriechischen Merkspruch: Nichts zu viel. Für die römisch-katholische Kirche ist Bescheidenheit die zehnte der zwölf Früchte des Heiligen Geistes.
Kritiker werfen den Bescheidenen vor, Bescheidenheit sei im wesentlichen nur eine bereits ab der frühen Kindheit anerzogene und sozialisierte Verhaltensweise. Psychologisch gesehen wäre die Freiwilligkeit dieses Verzichts (teilweise) fraglich. Siehe dazu etwa Freud und das Eisbergprinzip. Dagegen ist jedoch zu sagen, dass gute Erziehung gerade die zur Freiwilligkeit und zum Handeln aus Einsicht ist. Weil objektive Gründe für die Bescheidenheit sprechen und es im übrigen genügend Beispiele von erst im Alter Bescheidenen gibt, kann eine generelle Kritik an der Bescheidenheit nicht überzeugen.
Soziologisch gesehen ist eine moderate Ausprägung dieser Verhaltensweise vorteilhaft für das Funktionieren einer Gruppe. Andererseits ist Bescheidenheit – zumindest kurzfristig – für sozialen sowie beruflichen Erfolg und die Selbstverwirklichung des einzelnen Menschen häufig hinderlich. In übertrieben starker Ausprägung kann die Bescheidenheit bis zur Unterwürfigkeit führen. Da Bescheidenheit zum besseren Funktionieren einer Gruppe beiträgt, wird diese von vielen Menschen oft nur vorgegaukelt.
Im weiteren Sinne versteht man daher unter Bescheidenheit auch das Vortäuschen, bescheiden zu sein, das heißt die Fähigkeit, verbergen zu können, wieviel man von sich selbst und wie wenig man von den Anderen hält:“Die Früchte des Geistes sind Vollkommenheiten, die der Heilige Geist in uns als die Erstlingsfrüchte der ewigen Herrlichkeit hervorbringt. Die Überlieferung der Kirche zählt deren zwölf auf: „Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Langmut, Sanftmut, Treue, Bescheidenheit, Enthaltsamkeit, Keuschheit” (Gal 5,22-23 Vg.).”
Würde man Güte genauo über Bord werfen wie die Enthaltsamkeit? Warum also das Ende der Bescheidenheit einläuten? Ja, Bescheidenheit ist eine Zier – sie ist edel und unvergleichlich rein. Das Einläuten vom Ende der Bescheidenheit ist auch der Verzicht auf die Vollkommenheit, es ist moralisch abzulehnen als Tat niederer Instikte, das den eigentlichen Konsens gar nicht diskutiert, um den es im Kern bei dieser Forderung geht. Es ist ein Vorwand, um sich selbst zu stärken. Nicht mehr, nicht weniger.
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