Die Ideologie der Scientology – Kirche ist von science-fiction haftiger Abenteuerlichkeit. Für einige Agnostiker ist die Geschichte des Neuen Testaments manchmal schon abenteuerlich genug: Gott, alleinerziehender Vater, schickt seinen Sohn auf eine Selbstmordmission auf die Erde. Wer das schon abgefahren findet, der wird kaum glauben, was sich Sektengründer Hubbard ausgedacht hat (oder über seine Antennen empfangen hat. Wer sich die Vorstellungswelt der Thetane beschaut, das vorab, kann man sich besser vorstellen, warum gerade seelisch Verletzte, psychisch Kranke und allgemein Menschen in ernsthaften Lebenskrisen anfällig für diese Sekte sind. So ist bspw. Tom Cruise, der im Alter von 14 bereits einmal Priester werden wollte und 1986 der Sekte beitrat, schwierigen Verhältnissen entwachsen, kämpfte entwurzelt mit Deprivation (Biographie läßt Mangel an väterlicher Zuneigung vermuten) und Persönlichkeitsstörungen. Noch heute zeigt er immer wieder neurotische Züge in öffentlichen Auftritten.
Herzstück der scientologischen Ideologie ist die Vorstellung, dass der unsterbliche Teil jedes Menschen, der so genannte Thetan, durch ein traumatisches Erlebnis vor Millionen Jahren massiv in seiner Funktionsweise beeinträchtigt worden sei. Vor 75 Millionen Jahren war Xenu der Herrscher einer galaktischen Konföderation, die aus 26 Sternen und 76 Planeten, die heute als Sektor 9 bekannt sind, bestand, einschließlich der Erde, die damals als Teegeeack bekannt war. Die Planeten waren überbevölkert, auf jedem lebten durchschnittlich 178 Milliarden Menschen. Die Zivilisation der galaktischen Konföderation war mit der unsrigen vergleichbar mit Leuten „die in Kleidern herum liefen, die den Kleidern, die sie am heutigen Tag tragen, bemerkenswert ähnlich sind“und Autos, Zügen, und Schiffen die genau so aussahen wie die „circa 1950, 1960 auf der Erde.“
Xenu (sein Raumschiff sehen Sie im Bild) war in Gefahr, abgesetzt zu werden, und so arbeitete er einen Plan aus, die überschüssige Bevölkerung aus seinem Herrschaftsbereich zu eliminieren. Mit der Hilfe von „Überläufern“ besiegte er die Bevölkerung und die „loyalen Offiziere“, eine Kraft für das Gute, die in Opposition zu Xenu stand. Mit der Hilfe von Psychiatern ließ er Millionen von Menschen unter dem Vorwand einer „Einkommensteuer-Inspektion“ vorladen, um sie mit Injektionen von Alkohol und Glykol zu lähmen. Die gekidnappte Bevölkerung wurde in Raumschiffe verladen um sie nach Teegeeack (Erde) zu transportieren, dem vorgesehenen Ort der Vernichtung. Diese Raumschiffe waren exakte Kopien der Douglas DC-8 „außer dass die DC-8 Triebwerke und Propeller hatte und das Raumschiff nicht“ Die DC-8 ist ein Düsenflugzeug, kein Propellerflugzeug, aber Hubbard könnte die Turbinenschaufeln gemeint haben.
Nachdem die Raumschiffe Teegeeack erreicht hatten, wurden die gelähmten Leute ausgeladen und über den ganzen Planeten verteilt am Fuß von Vulkanen aufgehäuft. Dann wurden Wasserstoffbomben in die Vulkane versenkt, die alle gleichzeitig detonierten (!). Nur wenige körperliche Wesen überlebten.
Die jetzt entkörperten Seelen der Opfer, die Hubbard „Thetane“ nennt, wurden durch die Explosion in die Luft geblasen. Sie wurden durch Xenus Streitkräfte mittels eines „elektronischen Bands (das auch eine Art von stehender Welle war)“ und in „Vakuum-Zonen“ um die Erde herum eingesaugt. Die Hunderte von Milliarden gefangenen Thetane wurden zu einer Art Kino gebracht, wo sie gezwungen wurden, 36 Tage lang einen „dreidimensionalen superkolossalen Film“ anzusehen. Das pflanzte in das Gedächtnis der unglücklichen Thetane etwas ein, was Hubbard „verschiedene irreführende Informationen“ nannte, die kollektiv als „R6 Implant“ bezeichnet werden, „was mit Gott, dem Teufel, Science Fiction usw. zu tun hat“. Das schloss alle „Weltreligionen“ ein, wobei Hubbard insbesondere die römisch-katholische Kirche und das Bild der Kreuzigung auf den Einfluss von Xenu zurückführt. Die Innendekoration „aller modernen Kinos“ ist gemäß Hubbard ebenfalls verursacht durch eine unbewusste Erinnerung an Xenus Implants. Die beiden „Implant-Stationen“, die Hubbard erwähnt, hätten sich auf Hawaii und Las Palmas auf den Kanarischen Inseln befunden.
Abgesehen vom Einpflanzen neuer Glaubensinhalte in die Thetans wurden sie durch die Bilder ihres Identitätssinnes beraubt. Als die Thetane die Projektionsgebiete verließen, begannen sie sich in Schwärmen von einigen Tausend zu gruppieren, da sie die Fähigkeit verloren hatten, sich voneinander zu differenzieren. Jeder Schwarm von Thetans sammelte sich in einem der wenigen Körper, die die Explosion überlebt hatten. Diese wurden das, was als „Körperthetane“ bezeichnet wird, die sich bis heute an jedermann anhängen und ihn nachteilig beeinflussen, abgesehen von den Scientologen, die die nötigen Schritte ausgeführt haben, um sie zu entfernen.
Die „Loyalen Beamten“ stürzten Xenu schließlich und schlossen ihn in einen Berg, wo er für immer gefangen gehalten wird durch ein Kraftfeld, das von einer ewigen Batterie Energie bezieht. Manche behaupten, Xenu sei auf der Erde in den Pyrenäen gefangen, aber Hubbard erwähnt nur „einen dieser Planeten“ der galaktischen Konföderation. Er erwähnt jedoch, dass die Pyrenäen der Ort gewesen seien, wo sich die letzte „Mars-Rapport-Station“ befunden habe, was vermutlich die Ursache dieser Verwirrung ist.
Teegeeack/Erde wurde schließlich von der galaktischen Konföderation verlassen und blieb bis heute ein ausgestoßener Gefängnisplanet, obwohl sie zwischenzeitlich wiederholt unter feindlichen Einfällen durch außerirdische „invader forces“ gelitten hat.
Scientology-“Technologien”, insbesondere das Auditing, sollen demnach die Funktionen des Thetan zumindest teilweise wiederherstellen. Erklärtes Ziel Scientologys ist es, auf diese Weise das Leben des Einzelnen zu verbessern,insbesondere sein geistiges und körperliches Wohlbefinden zu steigern und mehr Geld zu verdienen. Auf gesellschaftlicher Ebene ist die Hinwendung aller Menschen zu den Gedanken Scientologys das Hauptziel, daneben wird insbesondere die Abschaffung der Psychiatrie gefordert.