Es würde nicht überraschen, wenn beim Zusammenbruch des Kölner Stadtarchivs nicht wieder mal ein gehöriges Portiönchen Fahrlässigkeit und Klüngel mitgespielt hat. Die rheinische Natur, alles nicht immer ganz genau zu nehmen, tut dann ihr übriges. Slbstredend, der Bau der Kölner U-Bahn in einer über 2000 Jahre zählenden Altstadt ist technisch außergewöhnlich schwierig und komplex. Die Häufung von Bauschäden in der historischen Altstadt läßt allerdings auch das nötige Quentchen Baupfusch vermuten. Der Kostenrahmen ist arg überspannt, da muß man auch mal Risiken eingehen.
Ein Wunder gar, der Dom, der ebenfalls in nächster Nähe unterhöhlt wird, steht noch scheinbar “unversehrt”, wenn man bei dieser ewigen Baustelle davon sprechen kann. Größere Schäden erlitt der Dom während des Zweiten Weltkrieges unter anderem durch 70 Bombentreffer. Brandbomben wurden von Mitarbeitern, die in und auf dem Dom postiert waren, sofort gelöscht. Durch die Bombentreffer stürzten, unter anderem im Langhaus, einige Deckengewölbe ein, das Dach ist dank des eisernen Dachstuhls nicht eingestürzt. Die sogenannte Kölner Domplombe schützte jahrzehntelang den Nordturm vor dem Zusammenbruch. 1946 begannen die archäologischen Ausgrabungen durch Otto Doppelfeld, die bis 1997 andauerten. 1948 wurde der 700. Jahrestag der Grundsteinlegung in einem stark beschädigten Dom gefeiert. Ab 1956 erfüllte er seine Funktion für die Menschen wieder.
Heutzutage sorgen vor allem Umwelteinflüsse für die Beschädigung des Doms. Saurer Regen zerfrisst den Stein und Abgase färben ihn dunkel. Deswegen kämpfen die Dombaumeister schon seit Jahrzehnten gegen den stetigen Zerfall durch massenhaftes Ersetzen von Verzierungen. Diese Besonderheiten sind von unten natürlich nicht erkennbar. Heute werden nur noch Standard-Kreuzblumen und andere Ornamente eingesetzt. So werden die steinernen Zeitzeugen bald für immer vom Kölner Dom verschwunden sein. Sollte allerdings der Dom massiv beschädigt werden, dann steigt bei mir der Ärger dermaßen in die Halskrause, daß es nicht mit einem “Typisch Kölle” getan wäre.
Das Dom des Bildes aus dem Jahr 1823 oben ist vielleicht einer der bildlichen Nachweise eines vollständigen Doms, den wir alle zu Lebzeiten vermutlich nicht mehr erleben und bestaunen werden können.