Batterien, so Dieter Zetsche (Daimler AG) in der SZ vom Wochenende, sind das wesentliche Handlungsfeld, wenn wir unsere Autos zukunftsfähig machen wollen. Egal, ob Brennstoffzelle, Hybrid oder reiner elektrischer Antrieb: Batterien sind die Kerntechnologie, wenn emissionsfreies Fahren möglich werden soll. Ladezeit, Lebensdauer und Kapazität sind die wesentlichen Kriterien für eine leistungsfähige Technologie, die am Ende auch bezahlbar sein muss. Einmal war Deutschland führend in der Entwicklung von Batterien (Varta), auch noch morgen? Man könnte sich wünschen, ein Artikel der Vision von Shai Agassi schließe sich Zetsches Mini-Vision mit Ingenieursbrille an. Wer sagt denn, dass das Business Modell der Zukunft sich nicht ändert? Könnte nicht jemand anders, z.B. die Stromkonzerne die Batterien finanzieren, ähnlich wie bei Mobiltelefonen die Geräte subventioniert werden? Oder eben durch eine dritte Partei wie A Better Place? Agassi hat eine praktikable, einfache Antwort geliefert, die absolut “Out of the Box” ist und das Batterieproblem temporär überwindet. Sein Geschäftsmodell:
- Der Kunde kauft ein Elektroauto ohne Batterie von einem beliebigen Fahrzeughersteller (im Moment nur Renault-Nissan). Der Akkumulator ist Eigentum von Better Place.
- Die für das Fahren benötigte Energie (Akku und Strom) wird von Better Place angeboten. Mit der Unterstützung einer ausgefeilten Software bezahlt der Kunde aber nur gefahrene Kilometer, analog zu einem Mobilfunk-Vertrag.Geplant sind Batterien mit einer Reichweite von ca. 160 km. Diese werden beim Kunden zuhause, am Arbeitsplatz oder auf öffentlichen Parkplätzen mit dafür errichteten Stationen aufgeladen.
- Für längere Strecken werden vollautomatische Akkumulatorwechsel-Stationen aufgebaut, in denen die erschöpfte Batterie automatisch durch eine geladene ersetzt wird.
- Die Fahrzeuge werden grundsätzlich von umweltfreundlich erzeugtem Strom aus Windkraftanlagen und Solarkraftwerken angetrieben.
- Probeversuche laufen in Israel, Japan, Dänemark, Bay Area San Francisco, Ontario, Hawaii und die Südostküste Australiens.
Shai Agassi, selbst ein Israeli und früherer SAP-Vorstand, startete das Unternehmen mit einem Projekt in Israel. Das Land ist mit einer maximalen Entfernung von 150 km zwischen den städtischen Zentren und einer Bevölkerung, bei der 90 % der Autobesitzer täglich unter 70 km Fahrtweg haben, ideal geeignet für die konzipierten Autos mit einer Reichweite von 100 km. Dass es Israel wegen seiner besonderen geopolitischen Situation ernst meint mit diesem Projekt, beweist die Vorgehensweise: Die Regierung unter Präsident Shimon Peres und Premierminister Ehud Olmert unterzeichneten mit Better Place und Renault-Nissan einen Vertrag mit dem Ziel, bis 2020 eine Infrastruktur aufzubauen, die Israel bis 2020 vom Erdöl unabhängig macht.CEO von Better Place Israel ist Generalmajor a.D. Moshe Kaplinsky, früher Stellvertretender Chef des israelischen Generalstabs. Solche Menschen machen selten halbe Sachen. Es wäre im Sinne einer emissionsfreien Mobiltät, wenn das Projekt erfolgreich ist.
Die Welt am Sonntag prophezeit in einer Polemik bereits den Tod der deutschen Autoindustrie – es könnte so kommen. Die Industrie wird das Opfer ihres eigenen Erfolgs.