Ich habe die deutschen Journalisten satt. Wer zwingt sie eigentlich zu einer Haltung, die immer kritisch und skeptisch wie Unrat ahnend daherkommt? Das sprichwörtliche “Haar in der Suppe” wird immer gefunden. Spricht hier ein Apple-Apologet?! Ja, aber sicher ein kritischer, der weiß, dass auch Apple noch nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Aber genauso wie Braun mal die besten Gerät für Unterhaltungselektronik in Deutschland herstellte, so verändert gerade Apple das Leben der meisten “Early Adopters”. Und deswegen ist es auch nicht irrelevant, sich das iPad von Apple genauer anzuschauen und den grundsätzlichen Unterschied zu seinen Konkurrenten, von Google, Microsoft bis Nokia.
Jochen Magnus schreibt im Blog der Rheinzeitung über das iPad und erklärt technisch auch für Laien, was technisch Sache ist. Das Mac Betriebssystem ist in seiner Basis Unix. Und Unix, dass weiß jeder Ingenieur, ist immer noch dass vermutlich leistungsfähigste Betriebssystem. Was Unix fehlte, weil es ein Produkt der Wissenschaft für die Wissenschaft war, war eine Benutzeroberfläche, die jeder Konsument verstand und die sehr intuitiv ist (Cocoa). Die “klaute” sich Apple vor vielen Jahren vom “reichen Nachbarn” Xerox – das Graphical User Interface. Microsoft “klaute” es dann genauso und brachte es in Windows. Aber besonders innovativ war Microsoft dabei nicht, Ideen wie der Papierkorb und die Menüstruktur klaute man sich gerne wiederum von Apple. Das iPad nutzt nicht nur diese Benutzeroberfläche, sondern “schenkt” uns eine neue Form der Bedienung. Es war ein großer Schritt zur Maus, aber es ist ein noch größerer Schritt zum TouchPad. Jeder, der ein iPhone bedient hat, weiß sofort, dass die Konkurrenz hier einfach immer noch das nachsehen hat – auch Android sieht da alt aus, eher wie eine kleine Vista Kopie.
Die Benutzeroberfläche ist die Schnittstelle Mensch-Maschine. Und gerade hier entscheidet sich, für wen ein Produkt bestimmt ist. Und scheinbar denkt niemand mehr an den individuellen Mensch als Nutzer als Steve Jobs. Linux ist toll, aber eben ja genauso wie Apple im Kern ein Unix-Derivat. Nur hat das Mac OS einfach dass, was Linux fehlt: eine funktionierende Benutzeroberfläche. Stattdessen kopieren die meisten Linux-Anbieter auch noch die Kopie der Kopie, eben Windows. Das ist für viele Nutzer weniger Umgewöhnung von Windows auf Linux, natürlich braucht man etwa 1 Monat intensiver Arbeit und muss man auch lernen, wie das Apple OS funktioniert. Aber hey, was sind vielleicht 1 Monat Zeit der Umgewöhnung gegen jahrelangen Frust mit etwas, was man nie verstanden hat? Am besten haben es ausgerechnet diejenigen, die es noch nie konnten: unsere Eltern und Großeltern wie Kinder. Für Sie ist alles, was man auf dem Mac macht, intuitiv. Probleme haben eigentlich nur die Windows-Hardcore-Nutzer, deren Hirn auf der Platine schon weichgekocht wurde. Ich war so einer, hab Spotlight erst nicht verstanden bis ich bspw. merkte, dass die Menüstruktur in DOS eigentlich nur was für Buchhalter ist. Jetzt “schmeiß” ich die Daten in ihren Container und finde sie trotzdem immer wieder. Versuchen Sie dass mal auf Windows Vista oder 7 – es funktioniert nicht halb so gut.
Ich kenne persönlich wenige Menschen, die sich nach Windows 3.1 noch die Registry und DLL-Katastrophen gerne angetan haben. Exe-Dateien sind Neutronenbomben auf jedem Rechner, Viren auf dem Mac quasi unbekannt (amüsanterweise meist in Microsoft Produkten, die auf dem Apple laufen wie eben Office). Damals war es die Zeit der großen Leiden – alle stöhnten, denn es gab ja keine wahre Alternative zu den proprietären Standards wie insbesondere Microsoft Office. Jeder hatte Angst davor, dass eine Excel- und Word-Ungetüme auf einem neuen System nicht mehr laufen würden. Oder gar die Outlook-Pst Datei! Zwar hatten auch Windows User irgendwann gemerkt, dass man einmal archivierte Pst-Files gar nicth als Backup brauchen kann, sondern Outlook per se gar kein Backup kann. Wenn man dann aber mal gezeigt kriegt, wie einfach das portieren von Daten und Nutzerinfos auf den Mac ist, dann verlieren die meisten wohl ihre unbegründete Angst. Alles läuft auf dem Mac, was auch auf Windows lief. Gab es eigentlich sonst noch einen zwingenden Grund, dass man auf Windows setzte? SAP? Alles vorbei, laufen heute alle webbasiert. Photoshop? Läuft nirgendwo besser als auf Mac. Media Player? iTunes mal ausprobieren und genießen, wie wunderbar sie mit der Hardware zusammenspielt. Spätestens seit es Google Apps gibt oder eben Mac Office voll kompatibel ist, gibt es wahrlich wenige Gründe, die für Windows sprechen. Ok, billigere Hardware – die ist aber auch oft entsprechend (schon mal einen Vaio oder Acer in Rauch aufgehen sehen? Ich schon, ich hatte das Vergnügen!). Ein leistungsfähiger Apple Rechner ist meist nicht teurer oder biliger, als vergleichbare Qualität bei anderen. Für 400 Euro kriegt man halt ein wackeliges Netbook, aber kein MacBook. Aber jetzt ein iPad und das ist für viele Nutzer vermutlich genau das Richtige.
Meine Eltern, eher die Generation die den elektronischen Anschluss verpasst haben, haben sich ja nie per se über Computer geärgert. Sie taten es und meinten eigentlich Windows. Denn den Segen des Internet oder der Textverarbeitung hatten auch sie schnell begriffen. Gestern erst mußte ich das drahtlose Netzwerk meiner Mutter reparieren, ein Toshiba mit XP OS. Windows stellte sich immer wieder nach dem Reboot auf den schwächeren Sender ein, statt den besseren zu nehmen, das WLAN war unnötig langsam. Also mußte irgendwas in den Netzwerkeinstellungen von Windows verändert werden – sowas schon mal der eigenen Mutter telefonisch erklärt? Es bringt einen dem Wahnsinn nahe, denn erstens funktioniert es am Ende oft doch nicht und noch schlimmer ist, wie völlig gegen jede Intuition Windows zusammengeklumpt ist. Ich gebe es zu, dass Rechner für eine ganze Generation ein Buch mit sieben Siegeln war, lag einerseits an unserer Unfähigkeit den Wahnsinn in Ruhe zu erklären. Aber auch daran, dass man mit Vernunft und Ruhe aus Wahnsinn keine Vernunft machen konnte.
Nicht über Computer hat man sich geärgert, sondern schlampig ausgelegte und frisierte DOS-Programme, die nie das alles können sollten, was Bill meinte, nämlich plattformübergreifend auf jeder IBM-Kompatiblen Hardware zu laufen. Es ist einfach für jeden Entwickler aber nichts besser, als Soft- und Hardware zusammen zu entwickeln, denn so hat man die Garantie, dass es funktioniert. Man kann ja einfach alles testen. Bei Windows kann ein Programmier nie, auch mit der besten Simulation, alle Hardware testen, die für IBM-Kompatible entwickelt wird. Windows-Programmierer haben den totalen Tester-Alptraum: Wer kann schon garantieren, ob die neue Version auf allen kompatiblen Hardware-Geräten auch läuft? Es ist quasi systeminhärent, dass es zu Fehlern kommen muss. Qualitätssicherung geht bei Microsoft nur indirekt über Druck: Dass man den neuen Rechner einfach nicht lizensiert. Dadurch wird das System aber nicht besser, sondern eventuell nur vom Markt gezogen – ist natürlich selten der Fall.
Manchmal frage ich mich, woher dieser Frust kommt, wenn es um Apple geht: Ist es Neid, sind es die eigenen kognitiven Dissonanzen, weil man vor kurzem noch für viel Geld auf Nokia, Sony oder Acer gesetzt hat? Das Haar in der Suppe zu finden, wie bei vielen Kommentatoren (z.B. Spiegel), geht mal wieder wie so oft an der Sache vorbei. Es ist auch im Kapitalismus ok, den Konsumenten Produkte zu empfehlen, die ihnen nützen, statt ihre Zeit zu verschwenden. Schleichwerbung sei dass dann, also weiter nach negativen Punkten suchen, irgendwann hat man sie alle. Der User, so scheinen mir die Linux und MS 7 Apologeten zu höhnen, ist einfach nur zu doof für Ihre Software. Zu Doof? Wer ist denn zu doof die Software so zu machen, dass jeder damit umgehen kann!?! Die Kunst ist ja wohl vermutlich eher darin begraben, dass man ein System so oft verbessert, bis es auf das wesentliche reduziert wurde. Und nicht halbfertige Software zum User zu werfen und dann Patches und Updates nachzureichen. Mein Vista SZ-Vaio (übrigens teurer als mein MacBookPro 17) hatte es tatsächlich geschafft, mich zwei Wochen lang verrückt damit zu machen, weil immer ein Treiber aus dem System verschwand. Der für die Videokamera, deren Bild auch noch mässig war. Am Ende kam heraus, dass mein “Vista-Ready” Notebook leider keinen kompatiblen Treiber für Vista hatte. Also war das Downgrade auf XP die einzige Rettung (wie verrückt ist das eigentlich?). Nach 2 Jahren ist dann übrigens der Mainboard-Netzstecker gebrochen, so dass Sony für die Reparatur 900 Euro haben wollte oder 19 Euro für die Verschrottung – letzteres wünsche ich der ganzen Sony-Notebook Sparte.
Ein weiterer, guter Grund der für die Jungs aus Cupertino spricht: Sie schätzen Künstler, Kreative und Autoren sehr. Deswegen gibt es bei Apple auch nichts umsonst, es sei denn, die Autoren geben gratis heraus. Der Autor bestimmt sogar den Preis – wo gibt es denn sowas?!? Jeder darf bestimmen, für welchen Preis er seine Produkte in den Markt bringt, obwohl er ja virtuell im Laden eines anderen steht. Google, unser neuer Big Brother, ist das Copyright ein Graus, er stellt einfach alles umsonst ins Netz und schert sich um Copyrights einen “Dreck”. Das soll Freiheit sein? Jeder Künstler, der mit dieser Freiheit seine Kartoffeln bei Aldi bezahlen will, wird merken, dass das Google Prinzip nur für die funktioniert, die den Preis von allem kennen, aber den Wert von nichts. Musik und Filme kostenlos kann nicht funktionieren für diejenigen, die sie überhaupt erst verfügbar machen. Google macht sich dadurch nicht ohne Grund jede Menge Feinde, während Apple die Musik- und Filmindustrie erst radikal verändert hat und nun wesentlich zu Ihrer Gesundung beigetragen hat. Bei Büchern wird die Veränderung anders, aber ähnlich stark sein. Ich wünsche mir bald Zeitungsabos für das iPad im iTunes Store – warum soll ich die Umwelt auch mit Papier unnötig belasten, wenn ich die Zeitung am Ende wegwerfe? Bei Büchern wird das iPad eher die Ergänzung für unterwegs sein, als das Papierbuch völlig zu ersetzen. Gerade für wissenschaftliche Bücher kann aber die Arbeit enorm erleichtert werden – ein Lehrbuch, dass animiert ist und Videos enthält, das kann unser Lernen stark verbessern und auch noch vergnüglicher machen. Google lebt vom “Brainfuck” – alles mit Werbung finanzieren, bis sich die Werbung festgesetzt hat. Das kann in der Tat nützlich sein, aber genauso völlig unnütz. Solange Google keine “wirklichen” Einnahmen hat, sondern von Werbung lebt, werden Sie immer Feinde haben – das ist was anderes, als Wettbewerber zu haben.
Ist es eigentlich Zufall, dass in Deutschland die Kommentare zum iPad durchweg negativ waren und in den USA eher zu euphorisch? Eines wäre sicher schön: Wenn wir in Europa eine ähnlich wirtschaftlich starke Firma wie Apple hätten. Darauf kann man nämlich zu recht nur neidisch sein, die Gemeinde von Cupertino ersäuft förmlich in Steuereinnahmen. Spätestens da wird auch die Politik nur noch neidisch. Viele Firmen aber können von Apple lernen: Dass es nicht nur um Software, nicht nur um Hardware geht, sondern am Ende immer um ein unschlagbares Business Modell, dass sich um eine Person konzentriert: den User (und Steve natürlich).
P.S. Hat überhaupt keiner gemerkt, dass das iPad endlich im SDK die Entwicklung von nativen iP-Programmen außerhalb von WiFi ermöglicht?!? Das heißt, telefonieren geht natürlich mit dem Programm via App und zwar nicht nur zu Hause, sondern via UMTS überall. Mit Bluetooth Headset und dem iPad in der Tasche ist das sogar ein kleiner iPhone Ersatz – wenn es denn sein muss. Nächstes Jahr gibt’s dann noch die Kamera – dann kann man auch im Bett die Videotelefonie machen. Kein Mensch wird das iPad brauchen – aber viele werden es sicher nie mehr missen wollen.