(aus SZ 08.01.10, S. 16.) “Putzerfische leben von Körperpflege. Andere Meeresbewohner kommen als Kunden zu Ihnen, um sich Parasiten vom Körper, von den Flossen und aus dem Maul fressen zu lassen. Am besten läuft das Geschäft als Familienbetrieb, bei dem je ein Männchen und ein Weibchen die Kundschaft gleichzeitig bedienen. Die Kunden schwimmen dort oft Schlange; sie scheinen zu wissen, dass der Service besser ist. Die Verhaltensbiologen Nichola Raihani und Redouan Bshary haben nun herausgefunden, dass die Pflegefische im Paarverbund Ihre Kunden schonender behandeln. Der Grund: Das Männchen bestraft sein Weibchen, wenn dieses sich einen Bissen aus der leckeren Schleimschicht des Klienten genehmigt, statt brav nur Parasiten abzuraspeln (Science, Bd. 327, S.171, 2010).
Moral der Putzerfische
Eigentlich schmeckt Putzerfischen nämlich das Gewebe ihrer Kunden besser als deren Parasiten. Allerdings riskieren sie, durch zu viele Bisse die Kundschaft zu vergraulen. Die Forscher haben nun beobachtet, dass männliche Putzerfische das kleinere Weibchen aggressiv herumjagen, wenn es einen Kunden gebissen und vergrätzt hat. Nach einer solchen Bestrafungsaktion beherrscht sich das Weibchen beim nächsten Kunden. Davon profitiert vor allem das Männchen, da der Kunde länger bleibt, sodass es selbst öfter mal ein Stück aus ihm herausbeissen kann; beide Putzerfische können außerdem mehr Parasiten fressen.”
Daraus kann man aus Sicht der Verhaltensbiologen einiges über den Menschen lernen. Angeblich geht es dabei nicht um archaisch-patriarchalisches Bestrafungsverhalten der Männchen, die Ihre Weibchen schikanieren und so immer die leckersten Brocken bekommen. Nein, beim Menschen gebe es andauernd Situationen, bei dem eine Person A eine Person B betrügt und eine auf den ersten Blick unbeteiligte Person C eingreift. “Verhaltensbiologen können sich nicht recht erklären, wie ein solches Verhalten sich im Laufe der Evolution durchsetzen konnte, da es keinen unmittelbaren Vorteil bringt. “Unsere Experimente mit den Putzerfischen zeigen, dass scheinbar selbstlose Rächer durchaus aus egoistischen Gründen handeln kann”, sagt Bshary. Auf Menschen übertragen könnte Person C insgeheim vermeiden wollen, selber Opfer von Betrüger A zu werden, sollte dieser ungestraft davonkommen.” Tina Baier
In diesem Sinne ist die Parallele zum modernen Investment Banking besonders interessant – siehe das Video “Move your Money“.