Genscher

200px-Bundesarchiv_FDP-Bundesparteitag,_GenscherEnde 1946 wurden mir im Krankenhaus aus dem Raum zwischen Lunge und Rippenfell eineinhalb Liter Wasser rausgezogen. Der Chefarzt hat mir gesagt, er könne nicht viel tun, vier meiner fünf Lungenlappen seien krank. Ich müsse Liegekuren machen und mich versorgen lassen. Es gebe aber Patienten wie im Zauberberg von Thomas Mann, die sich in diese Krankheit geradezu verliebten und lebensuntüchtig würden. Dann hat er mich richtig zur Brust genommen: Ich müsse den Kampf aufnehmen, um die Krankheit zu besiegen. Ich dürfe keine Rücksicht auf mich nehmen und solle unter den Besten sein, die das Examen machten. Ich sei nicht ansteckend, könne also ruhig auch bei den Weibern vorn sein. Das fand meine Mutter unerhört, aber sonst bewunderte sie ihn. Also, dieser Chefarzt hat mich richtig aufgebaut und mir weit über die Krankheit hinaus geholfen. Das war ein fantastischer Mann. Ich weiß gar nicht, ob er medizinisch eine so große Kanone war, aber psychologisch war er das auf jeden Fall. Er hat mir einen Leitfaden fürs Leben gegeben, ich habe mich immer wieder daran erinnert (Hans Dietrich Genscher überlebte die Tuberkolose, wurde Außenminister und jahrelang Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland).

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