Wenn vor Inspiration der Kopf explodiert

Herrje, es ist wahrlich manchmal, als wenn mein Kopf explodiert! Zuviel Inspiration! Zuviele gute Ideen! Und wo bleibt da der rote Faden?

Seien wir ehrlich: Es gibt die Phasen der Depression. Wo einfach gar nichts Gutes in den Kopf will. Und wo jeder Gedanke auch auf keine Gegenliebe stößt. Dann fällt Ihnen beim Kochen nichts ein. Und beim Musizieren. Oder beim Golfen. Ist eigentlich wurscht, es liegt einfach ein Tal vor einem. Doch gute Hoffnung, es geht auch wieder bergauf. Im schlimmsten Falle folgt eine Phase der Inspiration, die dermaßen stark ist, dass einem der Kopf geradezu explodieren will! Klinisch gesehen ist das Gegenteil der Depression die Manie und genauso wenig ein Vergnügen. Nicht nur, weil man schnell sein ganzes Vermögen verjuxen kann, sondern auch weil man einfach nicht bei seinem roten Faden bleiben kann. Schlimm ist das. Was da tun? Da helfen eigentlich zwei Dinge ganz gut: Notizen machen, Gedanken festhalten. Damit sie nicht verloren gehen. Und wenn die Notizen stehen: Sich entspannen. Auf das wesentliche Schauen. Das realistische vornehmen und nicht das Ambitioniertere.

Wenn ich meine Bilder anschaue, dann fürchte ich manchmal, wie Künstler die Inspiration umtreiben kann. Dieses Bild “Phallic Woman” von Veres Szabolcs ist so ein Beispiel, es ist einfach überbordend von Kreativität, Ideen und handwerklicher Präzision. Malen ist dann noch mehr als Kochen, weil der Rahmen völlig frei ist. Ein Bild kann grenzenlos sein, aber auch grenzenlos dumm.

Bei mir ist es jüngst so, dass mich tausend Ideen und Wünsche beim Kochen plagen: Ich lese über “Fäviken”, das unglaubliche Restaurant und den unglaublichen Koch Magnus Nilsson. Seine Ideen will ich verstehen, sein Handwerk imitieren lernen. Oder Fermentierung! Leckere Gemüse und Obstsorten einmachen, um meinen Gerichten den letzten Kick zu geben! Und um einzulagern, um noch mehr an Zutaten griffbereit zu haben. Oder Espumas machen! Sous-Vide mal ausprobieren! Ich hab ein Kochbuch von Bocuse, da steht dieses tolle Bresse-Huhn Rezept mit Morcheln drin! Endlich mal mit langem Pfeffer kochen, Culatello bestellen, Trüffel, roter Urwaldpfeffer! Sphären bauen für Gemüsesud! Und Aroma, das Nachschlagewerk von Vilgis, endlich in Ruhe lesen, halt, nein noch besser die Geschichte der Köche! Und neue Gerichte kochen für Freunde, endlich Kalbsbäckchen machen! Und überhaupt mehr Sternegerichte nachkochen wie auch tolle Weine probieren, dekantieren, ulongieren, argh…..

Solche Momente gehören in die Entenpresse. Wer soviel will, der kriegt Kurzschluss. Kaboum! Oder ein Geschenk. Das hier:

Inhalt: der rote Faden.

Auf der Rückseite steht: Bitte nicht verlieren.

Das hilft manchmal. War ein Geschenk, ein sehr gutes Geschenk für mich! Hab ich mir mal wieder rausgeholt, damit ich es nicht vergesse.

Ich fahre jetzt einfach mal das Kochen etwas runter. Mehr einfache Hausmannskost – gute Zutaten, aber nicht ganz so komplexe Küche. Auch mal weniger Gänge. Nicht Sterneküche, lieber klassisch italienisches kochen. Oder noch besser: sich bekochen lassen! Etwas mehr Hausarbeit delegieren. Dafür mehr lesen, etwas mehr entspannen. Ach ja, bald ist sowieso Urlaub, wir fahren an die lykische Küste. Da gibt es sicher viele neue Inpirationen ;-)

P.S. Es gibt übrigens ein Nachschlagewerk über explodierende Köpfe in Filmen. Nur mal so, hier ist es.