Wir sind aus unserem Urlaub an der lykischen Küste zurück. Erst wollte ich es kaum glauben, aber heiße Tage im Oktober in der Türkei, das geht! Westlich von Antalya liegt ein Küstenabschnitt, der durch ein großes Naturschutzgebiet noch vor dem großen Massentourismus geschützt liegt. Viel unberührte, wenig besiedelte Landschaft und traumhafte Küsten, das Meer farblich schimmernd in allen Farben von Türkis bis Tiefblau, das ist sie, die lykische Küste. Ein Foto mit Landschildkröte sagt mehr als tausend Worte:
Die Landschaft der ausgestorbenen Kultur der Lyker ist ansonsten recht hügelig, trocken und sehr steinig. Dennoch wachsen hier aussergewöhnliche Pflanzen, die in unserer Küche kaum eine Rolle spielen: Granatäpfelbäume, Sandelholzbaum, Johannisbrotbraum, Mandelbeerbaum und vieles mehr. Wer hat die schon mal live gesehen? Ich vorher noch nicht in dieser Pracht und Formentiefe, schlichtweg eine botanisch äußerst spannende Region.
Auch wer die Dattelpalmen sieht, kann nachvollziehen, warum in diesen Regionen sie bei Kindern einen ähnlichen Klang haben wie in unseren Breiten der Kirschbaum: Üppig und voll zeigen Sie Ihre süsse Versuchung, so fühlt man sich wie im Paradies bzw. in der Oase!
Neben all den botanischen und kulturellen Eindrücken war aber für mich Kulinarik wieder immer ein spannendes Feld. Die Türken haben eine unglaublich traditionsreiche Küche, ich sage nur “Meze” und “Bahklava”. In Deutschland sind ja nur kleine Ausschnitte davon angekommen: natürlich zuerst der Kaffee, der Kebap als Grillspezialität (ohne Brötchen, das war die deutsche “Regionalisierung”) und natürlich der Croissant. Wer den Blätterteig erfunden hat, dem macht man in der Küche wenig vor und auch dieses Mal habe ich so einige neue Spezialitäten kennengelernt, die im Vergleich der besten Küchen der Welt ganz oben mitspielen dürfen (Stichwort “Sautiertes Lamm” und immer wieder die köstlichen Vorspeisen namens Meze). Doch die Highlights fangen für Urlauber oft schon beim Frühstück an, denn dort finden alle diese interessanten genannten Pflanzen eine spannende Verwendung. Wenn Sie eine trockene Mandelbeere in Händen halten, fällt uns dazu vielleicht gar nichts ein – man kann sie zwar so essen, aber es gibt noch eine tollere Verwendung, nämlich in Marmeladen und Gelees! Besonders dann sind sie außergewöhnlich, wenn sie auch noch vor Ort selbst händisch hergestellt werden wie in unserer Unterkunft, dem Hoyran Wedre Country House. Sympathische Gastgeber, unglaubliche Kulisse, kulinarische Experten in einer einmaligen Landschaft – ich will hier nicht prahlen mit tausend attraktiven Adjektiven, aber das Hoyran Wedre ist ein besonderer Ort – ein “Special Place”.
Ich denke noch ganz begeistert an so feine Sachen wie “Karotten in Joghurt” zurück, eine vegetarische Vorspeise, bei der die Möhre ausgebacken wird und dann in einem Joghurt-Schlafmantel ruht. Oder knackige Hähnchenschenkel vom Landhuhn mit einer Sosse vom Johannisbrotbaum – von der Farbigkeit etwas ähnlich wie Sojasosse, die dann doch eine süsse Versuchung ist. Ein wenig wie eine Art von regional kultivierterer Teryaki-Sosse, aber eben nicht gebraut, sondern aus den Früchten des Johannesbrotbaumes (den Sie vielleicht nur namentlich als Bindemittel kannten: Johannisbrotbaumkernmehl). Aber zurück zum Frühstück, schauen Sie sich mal die einzelnen Marmeladen an:
Wenn man die einzelnen Texturen und Aromatiken vergleicht, gab es interessante herbe Noten und eine ganz andere Konsistenz als bei groben Marmeladen. Maulbeere ist einfach als Konfitüre der Hammer, als wäre sie in Zucker gegossen worden. Normalerweise kann man mich schon mit einer guten bitteren Orangenmarmelade begeistern, aber die Bandbreite wurde hier für mich schlagartig vergrößert – es gibt hier unendlich potential, aufregende Speisen mit diesen Zutaten zu bereichern.
Ihr müßt gar nicht lange darüber nachdenken, wie ihr Euch das nach Hause holt: Ohne die Fruchtbäume vor Ort wird es einfach nicht möglich sein. Ein Bezug im Handel kenne ich (noch) nicht. Naja, dafür gibt es bald Rezepte für leckere vegetarische Gerichte von mir, die in der Türkei gerade bei den Vorspeisen enorm vielfältig sind. Die dürft Ihr dann natürlich gerne nachkochen! Ach ja, und ich habe gelernt, dass man Essig in Salaten wunderbar durch Granatapfelsaft substituieren kann – sehr gesund dank Phenolen und eine perfekt ausbalancierte Mischung von Süss und Sauer! Ach ja, es gäb noch so einiges mehr zu berichten – ich setze dass vielleicht später mal wieder fort. Trotz allem: Schön wieder zu Hause zu sein!
P.S. Heidi fand’s natürlich auch Bombe!